Die Fabrik

Protzig, groß und ohne Chic
steht sie da, die Erzfabrik.
In ihren Adern fließt Metall,
ihr Herz, das ist aus Edelstahl.

Wer in ihr schafft, ist ohne Not.
Sie gibt den Menschen Job und Brot.
Rund um die Uhr läuft in der Stanzerei
bei drei Schichten die Malocherei.

In den Hallen siehst du die Sonne nicht,
doch dafür genügend Leuchtstofflicht.
Maschinen und Stapler verpesten schwer die Luft,
fühlst dich wie in der Totengruft.

Auf alles legt sich, wie der Morgentau,
das melancholisch schmutzige Dunkelgrau.
Die Ohren stopft man zu, vor Höllenlärm,
erschüttert auch wird das Gedärm.

Die Stanzen hämmern tonnenschwer.
Versteht sein eigen Wort nicht mehr.
Wie im Streit schreit man sich an,
weil man sein Gegenüber nicht mehr hören kann.

Die Maschine, die erleichternd helfen soll,
kriegt genug den Hals nicht voll.
Vorne schiebst du ein ihr Fressen.
Hinten wird der Akkord gemessen.

Und hat man verheddert einmal sich,
überholt sie dich ganz fürchterlich.
Dein Herz wird schnell und hart dein Schnaufen.
Jetzt kannst du nur noch hinterher ihr laufen.

Der Stress, er packt dich im Genick.
Es erfordert nun dein ganz Geschick
die Akkordstückzahlen zu erreichen.
Denn man geht hier über Leichen.

Geschöpfe zu Robotern degradiert!
Hauptsache, es funktioniert.
So wird die Arbeit schnell vorangetrieben.
Doch ich bin immer ich geblieben.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Drum frag ich mich: Was suchst du hier?!

Bernhard Zwingert ZB03

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